Professorin erkrankt an Alzheimer. - Schwerer Stoff, mitreißend und berührend gespielt. Schmerzlich realistisch. Bleibt im Gedächtnis.
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Zunächst versucht die anerkannte Sprachwissenschaftlerin Dr. Alice Howland (Julianne Moore) noch, ihre Krankheit zu verheimlichen. Gelegentliche Orientierungslosigkeit in den Straßen von Manhattan und Schwierigkeiten, einzelne Wörter zu finden, machen das Leben zwar zunehmend schwerer, doch erst als Alice anfängt, auch Menschen zu verwechseln, spricht sie mit ihrer Familie über ihren Zustand. Ihr liebender Ehemann John (Alec Baldwin) ist genauso schockiert wie ihre drei erwachsenen Kinder Anna (Kate Bosworth), Tom (Hunter Parrish) und Lydia (Kristen Stewart), als sie erfahren, dass Alice an einer seltenen Form von Alzheimer leidet, die auch vererbbar ist. Mit der Diagnose wird das bislang harmonische Familien- und Alltagsleben, an dem Alice mit allen Mitteln festhalten will, auf eine äußerst harte Probe gestellt…
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Das Leben hat es gut gemeint mit Alice (Julianne Moore). Die 50-Jährige hat drei erwachsene Kinder und in John (Alec Baldwin) einen treusorgenden Gatten. Als Sprachwissenschaftlerin verdrängt sie zunächst, dass sie mal ein Wort, einen Namen oder das bewährte Rezept für Brotpudding vergisst und beim Joggen die Orientierung verliert. Erst als die Symptome nicht mehr zu über-sehen sind, eröffnet sie ihrer Familie, dass sie an Alzheimer leidet. Das einst harmonische Familiengefüge droht zu zerbrechen.
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Warum konnte es nicht Krebs sein?“ Verzweifelt und zynisch klingt die Frage, die Alice Howland (Moore) stellt, als es ernst wird. Anfangs fiel der Linguistik-Dozentin bei ihrem Vortrag einfach nur ein Wort nicht ein. Dann verlief sie sich auf dem vertrauten Unigelände. Die Diagnose des Neurologen ist niederschmetternd: Alice hat mit gerade mal fünfzig Jahren eine seltene Form der Alzheimer-Erkrankung. Sie schreitet schnell fort, und sie wird mit höchster Wahrscheinlichkeit auch Alice’ Kinder heimsuchen. Während der liebevolle, aber hilflose Ehemann (Alec Baldwin) und die erwachsenen Kinder sehr unterschiedlich mit der Lage umgehen, nimmt Alice den Kampf gegen die dahinrasende Zeit auf und legt sich für das Spätstadium einen geheimen Plan B zurecht…
Oscar, Golden Globe und ein rundes Dutzend weiterer Preise erhielt Julianne Moore für dieses verzweifelte Ringen um kleine Alltagsrituale, Lebenserinnerungen und den Erhalt einer Restpersönlichkeit. Von ihren Schauspielerkollegen hat „Twilight“-Star Kristen Stewart die dankbarsten Momente: Alice’ anfangs entfremdete Tochter Lydia wird im Lauf der Geschichte zu ihrer stärksten Stütze, die Szenen zwischen den beiden zählen zu den wahrhaftigsten des erfreulich kitschfreien Dramas.
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Zunächst sind es nur Kleinigkeiten, die kaum jemandem auffallen. Bei einem Vortrag fällt Professorin Alice Howland (Julianne Moore) plötzlich ein Wort nicht ein. Wenig später dann verliert sie beim Joggen die Orientierung, obwohl sie die Strecke fast jeden Tag läuft. Die 50-jährige, die an der Columbia University Linguistik lehrt, ahnt bald, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Aber die Diagnose ist trotzdem ebenso unerwartet wie erschütternd: Alice leidet an einem seltenen Fall von frühem Alzheimer.
Ihre jüngste Tochter Lydia (Kristen Stewart), die sich in Los Angeles als Schauspielerin versucht, ist die erste, die bemerkt, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmt. Beim
Familienbesuch an Thanksgiving scheint zwar alles wie immer, nur dass sich Alice der Freundin von Sohn Tom (Hunter Parrish) gleich zweimal vorstellt. Doch auch aus anderen Gründen können Alice und ihr Ehemann John (Alec Baldwin) es nicht länger vermeiden, den drei älteren Kindern die Wahrheit zu sagen. Denn weil diese Form der Krankheit vererbbar ist, könnten sie auch ganz direkt betroffen sein. Anders als ihre schwangere ältere Schwester Anna (Kate Bosworth) lässt Lydia sich selbst nicht testen. Statt sich um die eigene Zukunft zu sorgen, will sie lieber für ihre Mutter da sein, selbst wenn ihr Verhältnis nicht immer das einfachste war. Ein gemeinsamer Sommer im Strandhaus der Familie schweißt sie enger zusammen denn je. Und als Alices Zustand sich zusehends verschlechtert, ist es ausgerechnet ihre Jüngste, die für sie die größten Opfer bringt.
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INHALT:
Alice Howland (Julianne Moore) ist Professorin für Kognitive Psychologie und glücklich verheiratet. Gemeinsam mit ihrem Mann John (Alec Baldwin) hat sie drei bereits erwachsene Kinder: Lydia (Kristen Stewart), Anna (Kate Bosworth) und Tom (Hunter Parrish). Im Alter von 50 Jahren erhält Alice jedoch eine erschütternde Diagnose: Sie ist an Alzheimer erkrankt. Die fortschreitende Krankheit stellt für die Familie eine unvergleichliche Belastung dar und gemeinsam müssen sie einen Weg finden, mit der Diagnose Alzheimer umzugehen.
INFO:
Das erschütternde Drama Still Alice – Mein Leben ohne Gestern von Richard Glatzer und seinem Ehemann Wash Westmoreland basiert auf dem gleichnamigen Roman der 1970 geborenen Neurologin Lisa Genova. Mit dem 2007 erschienenen Buch feierte sie ihr Debüt als Romanautorin. Für über 40 Wochen stand der Roman auf der Bestsellerliste der New York Times, wurde in über 30 Länder verkauft und in mehr als 20 verschiedene Sprachen übersetzt. Außerdem wurde Still Alice 2013 von Christine Mary Dunford für die Bühne adaptiert.
Der Co-Regisseur von Still Alice – Mein Leben ohne Gestern, Richard Glatzer, leidete selbst an einer schweren Krankheit. Aufgrund einer amyotrophen Lateralsklerose (besser bekannt als ALS), einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems, war es ihm nicht mehr möglich zu sprechen. Um im Rahmen seiner Arbeit am Film mit den Schauspielern und Kollegen zu kommunizieren, griff Richard Glatzer auf eine spezielle iPad-App zurück, die Text in Sprache umsetzt. Am 10. März 2015 verstarb Richard Glatzer und verlor den jahrelangen Kampf gegen die Krankheit.
Für ihre Arbeit an Still Alice nahm sich Julianne Moore während der Dreharbeiten zu Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1 einen Monat Urlaub. Ihren Ehemann im Film schlug sie selbst vor, da sie gern wieder mit Alec Baldwin zusammenarbeiten wollte.
Das Drama Still Alice wurde in insgesamt 23 Tagen gedreht und feierte seine Weltpremiere am 8. September 2014 auf dem Toronto International Film Festival, wo vor allem Julianne Moores Schauspielleistung besonders hervorgehoben wurde. Sie wurde schließlich am 23. Februar 2015 mit dem Oscar in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin geehrt.
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INHALT:
Dr. Alice Howland (Julianne Moore) ist eine anerkannte Linguistikprofessorin und Mutter dreier erwachsener Kinder. Als ihr Gedächtnis nachlässt, stellt ein Facharzt fest, dass sie an einer seltenen, vererbbaren Form von Alzheimer leidet, die bereits in jüngeren Jahren auftritt. Durch die Krankheit wird Alices Leben komplett umgekrempelt, auch ihr Mann John (Alec Baldwin), Sohn Tom (Hunter Parrish) sowie die beiden Töchter Anna (Kate Bosworth) und Lydia (Kristen Stewart) leiden darunter. Die letztgenannte kann von ihrer Berufung als Schauspielerin noch nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten und wird daher von Alice immer wieder zu einem „anständigen“ Studium gedrängt, erst durch die Krankheit findet sie nun einen neuen tieferen Zugang zur Mutter.
KRITIK:
Das Vergessen als Krankheitssymptom ist schon seit den Zeiten des klassischen Film noir ein beliebtes filmisches Thema. Oft werden ungewöhnliche Gedächtnisprobleme fernab von medizinischem Realismus als Aufhänger für die Erzählung genutzt wie etwa in Christopher Nolans „Memento“ oder gar in einer romantischen Komödie wie „50 erste Dates“, während es vergleichsweise selten konkret um Altersdemenz geht. Nach Filmen wie Sarah Polleys „An ihrer Seite“, Jake Schreiers „Robot & Frank“ und zuletzt Til Schweigers „Honig im Kopf“, die als Ausnahmen im vom Jugendwahn geprägten Business die Regel bestätigten, widmen sich nun auch Richard Glatzer und Wash Westmoreland in „Still Alice - Mein Leben ohne Gestern“ explizit der Krankheit Alzheimer – allerdings ohne den geriatrischen Aspekt. Dem bereits seit zwanzig Jahren aktiven (seit 2001 gemeinsam), aber in Deutschland noch eher unbekannten Regieduo gelingt dabei ein packendes Familiendrama mit einer herausragenden Hauptdarstellerin Julianne Moore.
Von den 1,2 Millionen Alzheimer-Patienten in Deutschland sind die meisten über 65 Jahre alt. Nur zwischen 6000 und 8000 Menschen leiden an der meist von vererbbaren Gendefekten ausgehenden „familiären“ Form der Krankheit, die schon zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr ausbrechen kann. Das unheilbare Leiden (die durchschnittliche „Krankheitsdauer“ beträgt sieben Jahre ab der Diagnose) mag eher selten vorkommen, aber der Wiedererkennungsfaktor ist dennoch hoch und so entwickelte sich das Filmprojekt auch für die beiden Regisseure zu einem sehr persönlichen Vorhaben, weil bei Richard Glatzer fast zeitgleich zu den Vorarbeiten zu „Still Alice“ ALS diagnostiziert wurde. Der auch mit dieser Kranheit einhergehende zunehmende Kontrollverlust, der die Persönlichkeit und die Interaktion mit der Umwelt beeinflusst, eröffnet gewisse Parallelen und so war Glatzer bei der Lektüre der Romanvorlage der Neuro-Wissenschaftlerin Lisa Genova völlig überwältigt.
Es ist „Still Alice“ deutlich anzumerken, dass das Herzblut beider Regisseure in das Projekt eingeflossen ist und so entfaltet das Drama eine ungeheure emotionale Wucht. Diese starke Wirkung hängt in nicht geringem Maße mit der großartigen Darstellung von Julianne Moore zusammen, die dafür bereits einige Preise eingeheimst hat, unter anderem für den Golden Globe nominiert wurde und zu den ganz heißen Oscar-Anwärtern zählt. Die Rolle bietet eine immense Fallhöhe und Moore bringt die gesamte Bandbreite zwischen den Extremen glaubhaft und nuanciert auf die Leinwand. Als Linguistik-Professorin trumpft Alice zu Beginn des Films beim „Nebenbei“-Scrabble-Spielen noch mit einem Wort wie „HADJ“ auf, später wird ihr verschlechterter Zustand durch die mickrigen fünf Punkte für „TONE“ festgemacht.
Dabei ist „Still Alice“ keine deprimierende Schauspielstudie, sondern auch emotional wird ein großes Spektrum abgesteckt. Wenn Alice sich zu Beginn ihres Leidenswegs ganz konkret ein geheimes Anleitungsvideo zum Selbstmord aufnimmt („Wenn du nicht mehr weißt, in welchem Monat du geboren bist, in welcher Straße du wohnst und wie deine älteste Tochter heißt, mach bitte Folgendes...“), wird ein unvermeidlicher, besonders intensiver Moment gegen Ende des Films vorbereitet, aber aus ihrem Zustand ergeben sich auch ganz triviale Dramen (Was tun, wenn man dringend auf Toilette muss und im eigenen Haus nicht mehr das Badezimmer findet?). Und der Humor muss trotzdem nicht zu kurz kommen, denn wenn Alice beschreibt, dass sie bei der Lektüre von Herman Melvilles „Moby Dick“ das Gefühl hat, sie würde immer wieder dieselbe Seite lesen, so ist dies ein Problem, das durchaus auch mit dem Buch zusammenhängen könnte.
Neben Moore zeigt Kristen Stewart wie zuletzt auch in „Die Wolken von Sils Maria“ ein weiteres Mal, dass sie sehr darauf bedacht ist, als ernsthafte Schauspielerin akzeptiert zu werden und in „Still Alice“ zeigt sie wohl ihre bisher überzeugendste Leistung. Jedenfalls porträtiert sie die anfängliche, über Jahre aufgebaute Distanz von Lydia zu ihrer Mutter mit der gleichen Eindringlichkeit und emotionalen Tiefe wie die spätere Annäherung. In ihrem Zusammenspiel mit Moore kommt die ganze Tragweite der Geschichte voll zum Ausdruck. Die hier verhandelten Gedanken und Gefühle stehen klar im Vordergrund, so ist auch die Inszenierung mit der Ausnahme eines visuell sehr auffälligen Besuchs bei „Pinkberry“ nie aufdringlich. Schon der Einstieg in die Handlung - ohne Vorspann geht es mitten in eine Geburtstagsfeier - wirkt, als soll der Zuschauer komplett vergessen, dass er einen Film sieht und sich stattdessen ganz in der Geschichte verlieren. Was dann auch auf vorzügliche Weise gelingt.
Als Alice zu einem zentralen Moment der Geschichte in fortgeschrittenem Krankheitszustand einen selbstverfassten Vortrag vor der Alzheimer-Gesellschaft hält (ein letztes Festhalten an ihrer wissenschaftlichen Karriere), erinnert das zwar ansatzweise an das Hollywood-Klischee der aufrüttelnden und schließlich mit riesigem Applaus belohnten abschließenden Rede (nicht nur aus „Der Club der toten Dichter“ und „Der Duft der Frauen“ bekannt), doch wie hier mit ganz subtilen, aber genialen Mitteln der auf der Vortragenden lastende Druck auch auf das Kinopublikum übergeht, das gab es in dieser Form selten zu sehen, und ausnahmsweise sehnt man sich hier selbst als abgebrühter Kritiker nach dem befreienden Beifall.
FAZIT:
Ein toller Film über ein gesellschaftlich wichtiges Thema: kein bleiernes Betroffenheitskino, sondern mitreißende Unterhaltung.
Julianne Moore | Alice Howland |
Kate Bosworth | Anna Howland-Jones |
Shane McRae | Charlie Howland-Jones |
Hunter Parrish | Tom Howland |
Alec Baldwin | John Howland |
Seth Gilliam | Frederic Johnson |
Kristen Stewart | Lydia Howland |
Stephen Kunken | Dr. Benjamin |
Erin Darke | Jenny |
Daniel Gerroll | Eric Wellman |
Quincy Tyler Bernstine | Nursing Home Administrator |
Maxine Prescott | Nursing Home Resident |
Orlagh Cassidy | Primary Care Doctor |
Rosa Arredondo | Convention Facilitator (as Rosa Arrendono) |
Zillah Glory | Masha (Three Sisters) |
Caridad Martinez | Elena |
Caleb Freundlich | Young Musician |
Charlotte Robson | Young Musician |
Declan Baldwin | Unit Production Manager |
Catherine Farrell | post-production supervisor |