Kein anderer Autor wird so oft in einem Atemzug mit Stephen King genannt wie Peter Straub. Und das nicht erst seit ihrer Zusammenarbeit bei dem Roman "Der Talisman" und der Fortsetzung "Das schwarze Haus". Straub gehört zu den Autoren, die den Horrorroman seinerzeit gesellschaftsfähig gemacht haben, was umso erstaunlicher ist, da seine Bücher stets sehr eigenwillig waren und er sich thematisch nie in eine Schublade packen ließ.
Hampstead, Connecticut, eine Kleinstadtidylle in den USA, mit lauter scheinbar netten Menschen. Hierhin verschlägt es Richard Allbee, einstiger Kinderfernsehstar, und seine junge Familie. Da setzt ein Chemieunfall eine Nervengaswolke frei und stürzt die Stadt langsam aber sicher ins Chaos. Und Richard steht plötzlich mitten im Geschehen, denn die Wolke weckt das Böse, das seit Jahrhunderten in Hampstead unruhig schlummert.
Der Roman aus dem Jahr 1983 wird hier nach längerer Zeit in einer neuen Ausgabe aufgelegt. Das Thema ist nicht neu: Schrecken in einer amerikanischen Kleinstadt. Jeder aufstrebende Horrorautor der Achtziger hat eine solche Geschichte erzählt. Und auch wenn mittlerweile vieles nicht mehr so aktuell erscheint, hat der Roman dennoch nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Straub lässt sich Zeit mit seiner Geschichte, entwickelt langsam seine vielen Figuren, lässt sich auf erzählerische Experimente ein, die vielleicht nicht immer funktionieren -- wie die bewusst sprunghafte Einleitung --, und geht da in die Tiefe, wo andere Autoren hoffnungslos an der Oberfläche bleiben. Seine Schilderung kaputter Beziehungen und menschlicher Sehnsüchte macht seine Charaktere völlig glaubhaft. In Verbindung mit der zwingenden Atmosphäre ergibt das am Ende eine unheimliche Geschichte, die so viel besser erzählt ist als vergleichbare Romane. Auch nach Jahren ist dieser Roman ein überdurchschnittlicher Gruselthriller von einem Autor, von dem man sich wünscht, er würde mehr schreiben. "--Andreas Decker"