In diesem Buch sind einige kurze Geschichten zusammengestellt, die alle mehr oder weniger um das gleiche Thema kreisen: die Verlogenheit und Falschheit der Gesellschaft und ihrer Lenker und Mitglieder wird, wie bei Hildesheimer üblich, in einer Klarheit und Direktheit beschrieben, wie es sonst wohl nur Dürrenmatt fertiggebracht hätte. Die Geschichte über das Pilzjahr 1956 (in der nur ein einziger Pilz vorkommt, und zwar wegen seines Todestages) liest sich desto amüsanter, um so tiefer man mit der Materie vertraut ist; Hildesheimer zeigt in dieser lieblosen und -dennoch- großartig geschriebenen Legende sein Können als Musikwissenschaftler, das er in den "Mozart"-Aufsätzen und dem zusammenfassenden fremd-biografischen Roman erneut unter Beweis stellt. "Lieblose Legenden" ist im Grunde genommen ein Anti-Buch: es werden Anti-Künstler, Anti-Mäzenen, Anti-Menschen auf witzige Weise vorgestellt, unter anderem hat Christian Theodor Bartschedel hier seinen ersten Anti-Auftritt, bevor er in der "Bartschedel-Idee" von Hildesheimer ein Denkmal gesetzt bekommt... Im Großen und Ganzen sehr amüsant und lesenswert, wenn auch nach einigen Geschichten die an sich eigene und sehr originelle Idee der Sammlung abgewetzt erscheinen mag. (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)