Normalerweise ist ein Musikinstrument für uns ein lebloses Objekt, das dem Künstler für seine Vorführung zur Verfügung steht. Aber was geschieht, wenn dieses Instrument selbst ein Kunstwerk ist, das alle Geheimnisse der verschiedenen Besitzer, durch deren Hände es im Laufe der Jahrhunderte gegangen ist, in sich birgt. Diese Vorstellung ist die Grundlage für diesen faszinierenden Film von François Girard (Regisseur von "32 Kurzfilme über Glenn Gould"). Er erzählt die Geschichte einer legendären Violine (sie soll eine unsterbliche Seele besitzen) von ihrer Geburt im Italien des 17. Jahrhunderts, über Wien zur Zeit Mozarts, England zur Zeit von Queen Victoria und China zur Zeit der Revolution bis hin zu seinem aktuellen Schicksal in einem Auktionshaus.
Die Partitur hat diese einzigartige Aura der Violine zu vermitteln und hat daher großen Anteil an der Wirkung dieser Geschichte. Die hervorragendsten Talente der zeitgenössischen klassischen Musik werden hier vereint. Die Partitur des Komponisten John Corigliano ist überaus anspruchsvoll und poetisch, sie schließt klassische Eleganz, unbändige Leidenschaft und von Angstgefühlen getriebene Harmonien ein, sie skizziert lebendige Porträts der verschiedenen Epochen des Films, aber verleiht dem episodenhaften Charakter des Drehbuchs durchgehend ein Gefühl der Verbundenheit.
Es handelt sich im wesentlichen um bemerkenswert phantasievolle Variationen für Violine und Orchester über ein Thema mit einem schmerzlichen Pathos und ist ein eigenständiges bedeutungsvolles Musikwerk. So verleiht Joshua Bell als Solist dem Instrument, das dem Film den Namen gab, seine eigene Persönlichkeit. Seine Verbindung von virtuosem Spiel, großer Bravour und gefühlvoller Phrasierung scheint die Violine ganz in die Nähe der menschlichen Sprache zu rücken. Der Dirigent Esa-Pekka Salonen formt die Wechselwirkung zwischen Orchester und Violine in einen straffen dramatischen Dialog. Die Schallplatte enthält auch ein gewaltiges, auf das in der Partitur angelegte Thema bezogenes Werk, die Chaconne für Violine und Orchester, die Coriglianos Stellung als einer der führenden auf persönliche Kommunikation hin orientierten amerikanischen Komponisten bestätigt. "--Thomas May"