Eigentlich war nach dem Ende der dritten Staffel keine Fortsetzung des beliebten englischen Serienklassikers Der Doktor und das liebe Vieh vorgesehen: Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schienen alle Geschichten erzählt. Doch augrund des großen Zuspruchs, den die Serie auch heute noch bei den Zuschauer findet, gab es zunächst 1983 und 1985 zwei Specials in Spielfilmlänge, 1988 folgte die vierte Staffel.
Das erste Special setzt mit James’ Ankunft nach Kriegsende in Darrowby ein. Die Freude darüber, dass die Tierärzte gesund zurückgekehrt sind, ist groß, auch wenn es James zunächst nicht leicht fällt, wieder zurück in den bodenständigen Alltag der Bauern in Yorkshire zu finden. Wie immer steht der aufbrausende und leicht jähzornige Siegfried, der tief in seinem Inneren natürlich ein Herz aus Gold birgt, ihm mit Rat und Tat zur Seite. Eine gute Seele fehlt jedoch: Mrs. Hall, die treue Haushälterin, ist verstorben, und Mrs. Greenlaw steht Helen nun hilfreich zur Seite. Diese kann Hilfe wahrlich gut gebrauchen, denn die Praxis hat Zuwachs bekommen: Da sind zum einem James’ Kinder Jimmy und Rosie, zum anderen der junge Tierarzt Calum Buchanan, der mit seinen zahllosen, reichlich ungewöhnlichen Haustieren immer wieder für Aufregung sorgt. Und selbstverständlich ist auch Tristan, der inzwischen im Landwirtschaftsministerium arbeitet, stets ein gern gesehener Gast in Skeldale House.
Sei es, dass James auf Mrs. Pumphreys Party von Flöhen geplagt wird, die Calums Dachs Marylin in die Praxis eingeschleppt hat, James und Tristan die Verladung einer Schafsherde nach Russland überwachen sollen oder vor den Augen und Ohren des entsetzen Bauern ihre im wahrsten Sinne des Wortes blutige Unerfahrenheit beim Kaiserschnitt einer Kuh durchexerzieren – bei den Tierärzten von Darrowby ist zur großen Freude der Zuschauer immer etwas los. Großartig auch die Folge, in der James und Tristan wieder einmal einem Saufgelage bei Granville Bennett zum Opfer fallen. Diesmal geht James buchstäblich zu Boden und Tristan, der keine Erinnerung mehr an den Abend hat, hat es – sehr zur großen Freude seines Bruders Siegfried - offenbar fertig gebracht, sich mit zwei Damen gleichzeitig zu verabreden. Bennett bietet James zudem die Teilhaberschaft an seiner Praxis an – damit hätte James finanziell für alle Zukunft ausgesorgt und könnte seiner Familie endlich den Traum vom eigenen Heim erfüllen. Nicht nur Helen und Siegfried bangen, wie James sich entscheiden wird.
Für Fans der Serie heißt es in der vierten Staffel sich an einige Neuerungen zu gewöhnen: Jede Menge neue Gesichter, u.a. auch das von Helen, die nun von Lynda Bellingham gespielt wird, da Carol Drinkwater angeblich aufgrund einer Affäre mit James-Herriot-Darsteller Christopher Timothy für die BBC nicht mehr tragbar war. Die neue Helen und die Tatsache, dass Siegfried – inzwischen verheiratet – nicht mehr in Skeldale House wohnt, lassen das Leben in Darrowby sehr betulich und fast ein wenig routiniert erscheinen. Auch Tristans Späße sind harmloser geworden - verglichen mit dem anarchischen Charme der ersten drei Staffeln -, aber schließlich sind weder die Darsteller noch ihre Charaktere mit den Jahren jünger geworden, was nicht heißen soll, dass er nicht immer noch jedes Fettnäpfchen mitnimmt, das sich ihm in den Weg stellt. Als Bonus gibt es zwei Interviews mit Christopher Timothy und John McGlynn sowie Textinformationen zu den Darstellern. -- Birgit Schwenger