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Doghouse
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Verbrechen
(2009)
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Author: Ferdinand Von Schirach
Publisher: Piper Verlag
Language: Deutsch
Pages: 208
ISBN: 9783492053624
Genre: Erzählungen
Format: Festeinband Mit Schutzumschlag

Vorbemerkung: Die Stories des Berliner Strafverteidigers Ferdinand von Schirach habe ich an einem längeren Leseabend regelrecht "verschlungen". Ich war einerseits begeistert; andererseits aber blieb ein mir zunächst unverständliches Mißbehagen zurück. Also las ich "Verbrechen" nach ein paar Tagen noch einmal. Jetzt verstehe ich, warum ich nicht ungeteilt loben mag...

Der Autor versammelt elf Geschichten, die allesamt eins gemeinsam haben: Die Protagonisten geraten mit den Gesetzen in Konflikt. Zum Beispiel der Arzt im Ruhestand, den ein in jungen Jahren geleisteter Eid zu einer entsetzlichen Tat treibt; die beiden aggressiven Glatzköpfe, die in der Person eines eher unscheinbar wirkenden Herrn an den Falschen geraten; die Schelmengeschichte mit den 9 libanesischen Brüdern; oder - für mich die beste, weil anrührendste Geschichte ("Der Äthiopier") - der Bankräuber, für den die Schöffen zusammenlegen, um ihm ein Flugticket zu schenken... Die spannenden Stories sind in einer an amerikanischen Vorbildern geschulten souveränen, glasklaren,kunstvoll schlicht gehaltenen Sprache gehalten, die man einem Juristen kaum zutrauen würde, wenn man nicht wüßte, daß auch ein Goethe, ein Storm, ein Kafka usw. Juristen waren. Ob die Geschichten "wahr" sind, wie es der Waschzettel suggerieren möchte? Nein, natürlich nicht; allenfalls einige bis zur Unkenntlichkeit verfremdete Versatzstücke mögen aus realen Prozessen stammen. Abgesehen davon, daß von Schirach seine Approbation als Anwalt aufs Spiel setzen würde - nicht zufällig stellt er seinem Buch ein bestimmtes Motto von Werner K. Heisenberg voran ("Die Wirklichkeit, von der wir sprechen können, ist nie die Wirklichkeit an sich").

Was mir weniger gefällt? Der gar nicht so heimliche "Held" der meisten Geschichten ist - Ferdinand von Schirach selbst, als kenntnisreicher, gewitzter, cleverer, belehrender, eben: großartiger und damit erfolgreicher, aber auch eitler Anwalt seiner Mandanten agierend. Sein Plädoyer für ein "abwägendes Schuldstrafrecht" hätte er wohl besser an anderer Stelle gehalten. Hier stört es, mich jedenfals, nur - bis hin zur in diesen Textpassagen eher juristisch-ausschweifenden Sprache.