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Der Gegenschlag: Roman
(2010)
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Author: Vince Flynn
Publisher: Heyne Verlag
Pages: 512
ISBN: 9783453434714
Genre: Allgemein
Format: Taschenbuch

Leider geht mit "Der Gegenschlag" der Abwärtstrend des Politthriller-Autors Vince Flynn weiter. Bereits die 3 Vorgänger waren schwächer, konnten aber immerhin noch durch eine zumindest teilweise spannende Story überzeugen, besonders das letzte Buch "Die Bedrohung" konnte durch die harten (realistischen?) Folter- bzw. Kriegsszenen im Irak noch fesseln, trotz des wie immer moralisch fragwürdigen Hintergrunds.

"Der Gegenschlag" jedoch, dessen Originaltitel "Extreme Measures" (inhaltlich am Besten mit "extremen Verhörmethoden" zu übersetzen) mal wieder viel besser passt, besteht zu vier Fünfteln aus Diskussionen zwischen den (ach so ruhmreichen, "Wir tun, was notwendig ist, auch wenn es schlecht ist"-redenden) CIA-Agenten und den (ach so bösen, korrupten, gemeinen, sich der allgemeinen Meinung anpassenden, nur auf ihre Wählerstimmen bedachten) US-Politikern. Dass den harten Agenten bzw. Soldaten immer wieder von zögernden Politikern Steine in den Weg gelegt werden, ist häufig ein zentrales Thema in aktuellen US-Thrillern und sicher eine Diskussion wert. Aber Flynn dehnt das Kurze auf 400 Seiten aus - unterbrochen werden die Gespräche nur durch die kurzen Anschlagsvorbereitungen muslimischer Terroristen, die nicht nur sehr klischeehaft, sondern auch noch schrecklich langweilig sind.

Hinzu kommt, dass die Charaktere immer langweiliger werden.
Mitch Rapp war zu Beginn ein vielseitiger Charakter, mit dem man mitfühlen konnte. Jetzt ist er ein arroganter, überheblicher US-Stereotyp-Agent, der "tut, was getan werden muss". Das sagt CTU-Agent Jack Bauer in "24" (für diese Serie ist Flynn übrigens Berater) auch immer und trotzdem hat man in dieser Serie aus Bauer einen viel tieferen und interessanteren Charakter geschaffen. Flynns Rapp ist ein absoluter Langweiler - seit seine Frau in "Der Feind" ermordet wurde, vielleicht war das ein Fehler, denn seitdem gibt Rapp nur noch den Ober-Rambo.
Neben Rapp gibt es jetzt noch Mike Nash, einen weiteren CIA-Agenten, der wie eine billige Kopie von Rapp wirkt - als quasi der Stereotyp eines Stereotyps, sehr originell. Dann gibt es eine Senatorin, die genau der oben bereits beschriebenen, machtgierigen US-Politikerin entspricht, einen polternden Verteidigungsminister, der ein Held ist, weil er ein Soldat war und unseren CIA-Agenten verteidigt, sowie der Anführer einer muslimischen Terrorzelle, der sich anhört wie Osama bin Laden in seinen Drohvideos. Wenn man sich überlegt, wie sich die Attentäter des 11. September auf ihre Anschläge vorbereitet haben, kriegt Flynn hier noch einmal Abzug - wegen Unglaubwürdigkeit.

Dass Flynns Bücher spätestens seit "Der Feind" moralisch fragwürdig und teilweise sogar gefährlich sind, ist bekannt und mir als Fan der harten Politthriller-Serie "24" (der Vergleich liegt einfach nahe) ziemlich egal. Ich lese einen Politthriller, weil ich spannende Unterhaltung haben will. Und das ist Flynn zum letzten Mal bei "Die Gefahr" richtig gut gelungen. Danach kamen 3 mittelmäßige Romane, "Die Bedrohung" bot zumindest noch gute Action.
"Der Gegenschlag" ist neben allen anderen Problemen (s.o.) vor allem eins: Langweilig - und das von Beginn an. Selbst der furios inszenierte Showdown (dafür auch der 2. Stern) ist an Vorhersehbarkeit nicht zu toppen. Wer die anderen Mitch Rapp Romane kennt, kann sich denken, was passiert. Auch das abschließende Gesrpäch hätte sich Flynn sparen könnte - man kann sich wieder denken, wie es abläuft.

Was also bleibt nach 500 zähen Seiten im Gedächtnis? 400 Seiten pure Propaganda ohne tieferen Sinn, die Folter und Mord als Allheilmittel im Krieg gegen den Terror preist (in anderen Büchern und Serien geht man damit wenigstens kritisch um) und die die Gesetze und Menschenrechte mit Füßen tritt. Dazu Stereotyp-Terroristen aus einem amerikanischen C-Movie und ein wenigstens rasanter Showdown, der angesichts des Rests leider verpufft, da die Hauptpersonen eh nicht in die geringste Gefahr geraten.

Eigentlich habe ich Flynns Romane (bis "Die Gefahr") sehr gerne gelesen, aber ob ich mir den Nachfolger von "Der Gegenschlag" noch antue, weiß ich nicht. Dabei geht es, wie bereits erwähnt, nicht unbedigt um die Folter und die Gewalt, die nun einmal im Krieg gegen den Terror eine moralische Dunkelgrauzone sind, sondern darum, dass ein Thriller spannend zu sein hat. Und genau das ist dieser Roman nicht.

Nicht empfehlenswert.