Mit The Colour Of Spring haben Talk Talk den Synthie-Pop endgültig hinter sich gelassen. Die elektronischen Instrumente sind weitgehend verschwunden (bis auf das "Variophon", das den Klang von Blasinstrumenten elektronisch nachbildet), die Songs wesentlich komplexer als noch auf dem Vorgänger It's My Life. Trotzdem enthielt The Colour Of Spring mit "Life's What You Make It" noch eine Hitsingle; aber der schleppende Rhythmus dieses Songs und das Gitarrenspiel von Gastmusiker David Rhodes heben es weit über das Niveau üblichen Hitparadenkrams hinaus. Insgesamt ist die Instrumentierung hier reichhaltiger als auf den beiden Folgealben, insbesondere an Schlaginstrumenten wird nicht gespart, so weist die Besetzungsliste zu "Happiness Is Easy" gleich vier Percussionisten auf. Es finden sich aber auch schon Beispiele für den stärker minimalistischen Stil der späteren Alben, so im melancholischen "April 5th", bei dem ein gleichförmiger Tambourinrhythmus mit leisen Klaviertupfern und klagendem Sopransaxophon kombinert ist. Das völlig rhythmusfreie "Chameleon Day" geht mit seiner an moderne Kammermusik erinnernden Atmosphäre sogar schon in Richtung von Mark Hollis' Soloalbum. Den Auftakt bilden atonale Klänge des Variophons, die von leisen Klavierakkorden abgelöst werden. Dann beginnt Hollis mit fast unhörbarem, murmelnden Gesang, der urplötzlich in einem verzweifelten Aufschrei wechselt. Aber gleich darauf fällt er wieder in leises Murmeln zurück, und mit den Klängen eines kleinen Bläserensembles klingt das Stück leise aus. Was die Leute von der Plattenfirma wohl dachten, als sie das gehört haben…?
Fazit: erstaunlich, wie sich in relativ kurzer Zeit aus belanglosen Synthiepoppern eine der beeindruckendsten Progressive-Rock-Formationen der Achtziger entwickelt hat.
Track | Duration |
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Happiness Is Easy | 6:30 |
I Don't Believe In You | 5:02 |
Life's What You Make It | 4:28 |
April 5th | 5:51 |
Living In Another World | 6:58 |
Give It Up | 5:17 |
Chameleon Day | 3:20 |
Time It's Time | 8:14 |